Trekking in der Nordeifel

Unter "Trekking" versteht man das (zumeist mehrtägige) Wandern mit dem Rucksack und der Übernachtung im Zelt. Tagsüber wird gewandert und am Abend wird das Lager aufgeschlagen und die Nacht unter freiem Himmel wartet. Klingt toll? Ist es auch. Genau dies ist in der Nordeifel auf sogenannten Trekking-Plattformen möglich. Ich habe meinen Rucksack geschultert und nehme euch mit auf eine der vielen Trekking-Plattformen im Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel. 

Zelt Nordeifel Trekking

"Wildes Camping" - Ist das in Deutschland erlaubt?

Ein Zelt in der freien Natur aufschlagen und die Natur hautnah genießen. Kaum etwas anderes verbindet uns mit der Natur so, wie das Schlafen unter freiem Himmel. Wer sein persönliches Naturerlebnis haben möchte, schläft daher nicht auf einem offiziellen Camping-Platz, sondern am liebsten abseits der Zivilisation im Wald oder auf naturnahen Flächen. Das sogenannte "Wilde Campen" ist in Deutschland allerdings illegal und somit nicht erlaubt. Anders sieht es beispielsweise in einigen skandinavischen Ländern aus, wo es das sogenannte "Jedermannsrecht" gibt. Hierbei handelt es sich um ein Gewohnheitsrecht zur Nutzung der Wildnis, worunter auch das wilde Campen fällt. In Deutschland besteht dieses Recht jedoch nicht. Die Natur- und Waldschutzgesetze erlauben das Betreten und Verweilen in der Natur, jedoch nicht das Übernachten in ebenjener. Zudem sind die Regelungen von Bundesland zu Bundesland auch noch verschieden, was es sehr undurchsichtig macht sich ein klares Bild zu verschaffen wo was erlaubt ist. Ich habe mich im Folgenden mit den Regelungen für Nordrhein-Westfalen beschäftigt. Hier sieht es so aus, dass das Landesforstgesetz das Wildcamping verbietet und mit Strafen zwischen €10 und €300 ahndet, wenn ihr erwischt werdet (wobei die €300 erst ab 10 Übernachtungs-Tagen zu Buche schlagen).
Es versteht sich von selbst, dass das Übernachten in (Natur-)Schutzgebieten wie Nationalparken oder auf privaten Grundstücken ein absolutes No-Go ist! Natürlich ist es immer möglich sich im Vorfeld bei der zuständigen Behörde oder dem Grundbesitzenden (Landwirt:in o.ä.) eine Erlaubnis zur Übernachtung einzuholen. Wenn man jedoch nicht weiß, wem der Grund und Boden gehört hilft das liebe Nachfragen natürlich auch nicht weiter. Es gibt aber mittlerweile auch in der Nordeifel eine tolle Möglichkeit sein Zelt naturnah aufzuschlagen: Auf sogenannten Trekking-Plattformen.

Die Trekking-Plattformen in der Nordeifel

Trekking-Plätze sind naturnahe recht einfache Lagerplätze in der Natur, welche kostenpflichtig gebucht werden können. Hiervon gibt es in Deutschland immer mehr und auch im Naturpark Hohes Venn-Eifel gibt es seit 2016 mittlerweile 18 Trekking-Plätze in der Nordeifel. Auf den abgeschiedenen Naturlagerplätzen darf man auf einer Holz-Plattform ganz legal sein Zelt aufschlagen und kann seine Nacht naturnah genießen. Die Plattformen bieten Platz für 1-2 Zelte, wobei man sich bei der Buchung festlegen muss, ob man nur einen oder beide Plätze buchen möchte. Bucht man für zwei Zelte kann man die Nacht dann alleine auf der Plattform verbringen, was für die meisten Naturliebhaber:innen sicherlich die bevorzugte Version ist. Eine Stellfläche pro Zelt beträgt maximal 2,25 Meter * 3,5 Meter, groß genug also für ein 1-2 Personen-Zelt. Für Zelte, welche größer als die Stellfläche pro Zelt sind, muss die gesamte Holzplattform gebucht werden! Zelte welche größer als das Gesamtmaß der Plattform sind, sind nicht gestattet. Zu beachten ist, dass ausschliesslich das Zelten auf der Plattform und nicht neben der Plattform erlaubt ist.
Buchbar sind die die Lagerplätze vom 01. April bis zum 31. Oktober eines jeden Jahres.
Ausgestattet sind die Zeltplätze mit einer - auch für 2 Zelte - ausreichend großen Holzplattform mit Metallösen zum abspannen der Zelte, sowie einem kleinen Tisch mit Sitzbank. Zudem findet ihr in der nächsten Nähe eine Kompost-Toilette, selbstverständlich ohne Wasser-Anschluss ;) 

Buchung über trekking-eifel.de

Die Kosten für eine Nacht betragen zwischen €10 (1 Zelt) und €20 für zwei Zelte.

Gebucht werden die Übernachtungen auf der Website des Naturpark Nordeifel e.V.. Eine Übersichtskarte zeigt die ungefähren Standorte der Plattformen damit man diese in seiner Reiseplanung berücksichtigen kann. Den genauen Standort erfährt man jedoch erst nach der Buchung um die Plätze einigermaßen geheim zu halten. Wer eine längere Wanderung plant, kann auf der Website sehen, wie viele Wanderkilometer zwischen den Plattformen liegen um abzuschätzen welche Plattform sich für die nächste Übernachtung anbietet. Zur Planung von mehrtägigen Touren kann ich den Tourenplaner von Outdooractive.com empfehlen.
Bezahlen könnt ihr unkompliziert via Sofortüberweisung oder Paypal. Nach der Buchung erhaltet ihr eine Buchungsbestätigung, sowie eine ausführliche Wegbeschreibung zu dem jeweiligen Naturlagerplatz. Dort sind neben Kartenausschnitten auch Fotos inbegriffen, die Euch die Suche vereinfachen dürften. Zudem gibt es zu jedem Platz die GPS-Koordinaten (WGS 84). Zur Sicherheit sollte man daher - sofern vorhanden - auf ein GPS-Gerät zurückgreifen. Gerade in den Sommermonaten, mit dichtem Strauchbewuchs, kann es nämlich schon mal schwieriger sein, den Lagerplatz auf Anhieb zu finden.

Leider sind die Plattformen immer enorm stark gebucht, sodass es kaum eine Möglichkeit gibt einen spontanen Trip zu buchen.
Mein Tipp: Bucht bereits frühzeitig eure Übernachtungen für das kommende Jahr, damit ihr auch in den Genuss einer Übernachtung kommt. 

Hier geht es direkt zur Buchungsseite: www.trekking-eifel.de/de/jetzt-buchen/

Übersichtskarte der Trekking-Plattformen des Naturpark Nordeifel e.V.

Meine Erfahrungen

Ganz in der Nähe meines Wohnortes in Mechernich-Weyer liegt eine der insgesamt 18 Trekking-Plattformen mit dem Namen „Naturlagerplatz 180°“. Den genauen Standort werde ich natürlich nicht verraten. Wir hatten die Plattform für uns alleine gebucht und sind von zu Hause zur Plattform gewandert. Im Gepäck hatten wir alles was benötigt wird: Zelt, Luftmatratze, Schlafsack, Wasser, Essen, Taschenlampe und die berühmte gute Laune. Für Jana war es die erste Nacht in einem Zelt ausserhalb des Gartens und man(n) durfte gespannt sein, wie das Fazit von Jana ausfallen würde. Da ich den Standort der Plattform bereits kannte, benötigte ich die zusätzlichen PDF-Dateien mit den GPS-Koordinaten des Standortes nicht. Zu erwähnen ist aber, dass die Koordinaten sehr genau sind und man die Plattform auch ohne GPS mit der bebilderten Anleitung ganz leicht findet.
An der Plattform angekommen, haben wir unser Zelt aufgeschlagen. Ich nutze zum Wandern das ultraleichte und toll verarbeitete 2-Personen-Zelt „Mongar 2“ von Naturhike, welches in Kürze aufgebaut ist. Durch die vielen verbauten Ösen der Plattform, der Bretter und dem Geländer ist es ein Kinderspiel das Zelt abzuspannen. Im Anschluss haben wir noch schnell die Luftmatratzen aufgepustet, die Schlafsäcke bereit gelegt und das Nachtlager war vorbereitet.

Die Komposttoilette ist im übrigen besser als manche öffentliche Toilette. Durch den Mulch den man nach seinem Toilettengang verstreut, riecht es kein bisschen und die Toilette ist auch für empfindliche Nasen gut zu nutzen.

Der Lagerplatz selber liegt in einem Kiefernwald einige Meter abseits eines Wanderwegs mit grandioser Fernsicht. Insbesondere am Abend und zum Sonnenaufgang hat man einen atemberaubenden Blick und kann die Zeit alleine genießen. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, stand das Abendessen an. Bei uns gab es Fertiggerichte aus der Tüte und zum Feiern eine extra mitgeschleppte kühle Flasche Bier. Wir haben es uns dann in der Abendsonne gemütlich gemacht, gegessen und uns unterhalten. Zur vorgerückten Stunde wurde es dann langsam kühler und zunehmend dunkler weshalb wir uns ins Zelt verkriechen. Wir sind gespannt wie wir schlafen werden und legen uns in unsere Schlafsäcke. Da ich eine hochwertigere Luftmatratze als Jana besitze und Janas dünne Version ziemlich unbequem ist, tauschen wir kurzerhand und legen uns schlafen. In der Nacht hören wir waldtypische Geräusche wie das Rascheln der Bäume und Sträucher und den Ruf eines Steinkauzes. Nach Mitternacht wache ich auf, als wir von einem Schuss geweckt werden. Ganz in der Nähe scheint ein Jäger auf der Pirsch zu sein. Ich gehe raus und genieße die Ruhe der Nacht. Über unserem Zelt kreisen zwei Fledermäuse und wir können den Rufen eines Dachses lauschen. So vergeht eine schöne Nacht und mir wird bewusst, wie fern wir doch abseits der Natur leben. Janas Nacht war leider erwartungsgemäß weniger von Schlaf gesegnet als meine. Zum Frühstück setzen wieder uns wieder in den Sonnenschein und lassen uns von den Sonnenstrahlen wärmen. Dann packen wir unser Zelt zusammen und machen uns auf den Heimweg.

Fazit: Die Übernachtung auf den Zeltplattformen macht wahnsinnigen Spaß und ist für wenig Geld ein viel aufregenderes Erlebnis als die Übernachtung auf einem Camping-Platz mit Waschhaus und Imbiss. Ich habe für 2023 bereits eine kleine Route zusammengestellt und werde mit meinen Söhnen eine Wanderung machen und auf verschiedenen Plattformen schlafen. Wenn ihr mehr Bilder und Videos hierzu sehen wollt, schaut in die Story-Highlights auf meinen Instagram-Feed

Tipps und Verhaltensregeln 

Neben den notwendigen Utensilien wie dem Zelt etc. lohnt es sich, auch eine Schnur und ein paar Wäscheklammern einzupacken. So könnt ihr eure vielleicht nassen Sachen aufhängen und trocknen. Weiterhin solltet ihr beachten, dass ihr ausreichend Wasser dabei habt zum Trinken, Waschen und Zähneputzen. Packt hier lieber eine Flasche mehr ein, denn nicht ist blöder als wenn ihr nachts durstig aufwacht und euch eure Vorräte ausgegangen sind.

Nachstehend möchte ich euch noch auf die wichtigsten Verhaltensregeln aufmerksam machen:

  • Nutzt die Toiletten und streut nach dem Toilettengang etwas Mulch in den Behälter. So wird ein unangenehmer Geruch vermieden. Vor allem aber: Verrichtet eure Notdurft nicht in den Büschen!
  • Achtet bitte auf waldtypische Gefahren wie herabfallende Äste o.ä. und begebt euch nicht bei Unwetterwarnungen in den Wald! An vielen Plattformen werdet ihr weder Internet- noch Handyempfang haben. Seid also vorsichtig und umsichtig.
  • Hinterlasst keine Spuren und nehmt euren Müll mit nach Hause. Wenn ihr Müll von den „Vormietern“ findet, verpflichtet ihr euch auch diesen mitzunehmen. Ich habe hierzu immer eine extra Tüte im Gepäck! Größere Verschmutzungen meldet ihr bitte der Buchungsstelle.
  • Vermeidet Lärm! Das Naturerlebnis sollte in Ruhe genossen werden. Verzichtet daher bitte auf Musik und laute Geräusche.
  • Aufgrund der Brandgefahr ist offenes Feuer verboten. Bitte zündet keine Lagerfeuer oder andere Brandquellen an.  

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